Mittwoch, 9. September 2009

Der gekaufte Staat“: Lobbyismus regiert!

Ich habe immer wieder gesagt und geschrieben, dass es ein Irrtum ist zu glauben, wir leben in einer Demokratie. Mitnichten! Ich habe unsere Staatsform „Lobbykratie“ getauft, weil mir immer klar war, dass nicht die „Volksvertreter“, die in den meisten Fällen eh keine sind, sondern die Lobbyisten die Gesetze in ihrem Sinn, d. h. im Sinne ihrer Auftraggeber, der Industrie und deren Aktionäre und der Interessenverbände beeinflussen, zum Teil als "Leihbeamte" gar mitformulieren und damit die Macht im Lande haben.
Die Fernsehjournalisten Sascha Adamek und Kim Otte, bekannt z. B. durch das TV Magazin „Monitor“, sind dem politischen Lobbyismus nachgegangen und haben in Berlin, in Brüssel und auch anderswo recherchiert. Ihre Erkenntnisse beschreiben sie in dem Buch „Der gekaufte Staat“, als Taschenbuch erschienen bei Kiepenheuer &Witsch. Das Buch beinhaltet folgende Kapitel:

 Warum dürfen Konzernvertreter in Ministerien arbeiten?
 Warum nimmt der Fluglärm zu?
 Warum hört die Politik auf Lobbyisten?
 Warum werden Strom und Gas immer teurer?
 Warum dürfen Heuschrecken Deutschland abgrasen?
 Warum wird Gesundheit immer teurer?
 Warum dürfen Konzerne Rathäuser betreiben?
 Warum wurde die LKW-Maut zum Desaster?
 Warum wissen wir nicht, wie viel Gift in unserer Kleidung ist?
 Warum dürfen Konzernlobbyisten in der EU-Kommission arbeiten?
 Warum sagt uns keiner die Wahrheit?
 Inside-Lobbyismus und kein Ende

Die Erkenntnisse, die das Buch offenbart, sind ungeheuerlich, ungeheuerlicher, als ich je vermutet hätte. Es zeigt viele Gründe auf, warum in Deutschland Politikverdrossenheit herrscht. Das Buch sollte zur Plichtlektüre für jeden Wähler gemacht werden!
Es wird allerhöchste Zeit für eine Revolution, eine friedliche natürlich.

Mittwoch, 2. September 2009

Gedanken über das Buch "Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden"

Die Geschichte Nojouds, einem zehnjährigen Mädchen aus dem Jemen, ging 2008 um die Welt. Auch ich habe sie damals zur Kenntnis genommen und war betroffen. Dass aber in arabischen oder auch streng islamischen Ländern für uns unverständliche Dinge vor sich gehen, ist nicht neu. Durch Zufall geriet mir das Buch in Hände. Nojoud erzählt in der Ich-Form von ihrem Schicksal, das ihr 2008 den von der amerikanischen Zeitschrift GLAMOUR zusammen mit Nicole Kidman, Condoleeza Rice und Hillary Clinton verliehenen Award "Woman of the Year" eintrug.
Wie wohl mich die Tatsache, dsss zehnjährige Mädchen nach wie vor zwangsverheiratet und zum Sex gezwungen werden, erschüttert, so habe ich mit dem Buch so meine Probleme. Da erzählt ein Mädchen, das gerade mal seinen Namen schreiben kann, von Dingen, die es zum Teil gar nicht wissen und einschätzen kann. Das macht die Geschichte in manchen Passagen wenig glaubwürdig, ja es werden Klischees bedient. Der Glaube, dass in der Gesellschaftsform, wie sie im Jemen herrscht, ein zehnjähriges Mädchen alleine vor Gericht zieht, um eine Scheidung durchzusetzen, will sich bei mir nicht einstellen.
Ich glaube eher, dass FrauenrechtlerInnen in diesem Land von dem Fall gehört haben und das Mädchen für ihre berechtigten Interessen einsetzten. Eine solche Vorgehensweise ist in meinen Augen durchaus legitim. Man sollte jedoch bei der Wahrheit bleiben. Nojoud hat Glück gehabt, hat Unterstützung gefunden. Auch in solchen Ländern wird sich die Gesellschaft eines Tages ändern. Vielleicht hat das Mädchen einen Beitrag dazu geleistet. Ich hoffe und wünsche es jedenfalls, auch den Kämpfern und Kämpferinnen für einen Wandel, der schon lange mehr als überfällig ist.